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Beschlussvorschlag:
An der Feldstraße in Höhe der Parkplätze werden die zwei Bänke, die an
der rückwärtigen Mauer stehen, in orange gestrichen und mit einer Plakette mit
dem Hinweis auf Hilfsangebote versehen.
Sachverhalt und Begründung:
Im vergangenen Jahr fand im Parkplatzbereich der Feldstraße ein sogenannter Femizid statt. Seitdem werden zum Gedenken an das Opfer Blumen u.a. an dem Baum vor dem Parkplatz des Geschehens abgelegt. Noch immer kommen dort Menschen vorbei, die Fragen zum Geschehen und zu Hilfsmöglichkeiten haben. Es werden zwar Flyer mit Hilfsangeboten ausgelegt, bei schlechter Witterung sind sie jedoch nicht geeignet. Die Mitglieder des „Arbeitskreises Häusliche Gewalt“ schlagen deshalb vor, für die Opfer von Häuslicher Gewalt eine Gedenkstelle in Form einer orangen Bank im Bereich der Parkplätze in der Feldstraße zu errichten.
Im Rahmen der Präventionsarbeit werden in vielen Städten die Hilfsangebote auf vielfältige Weise veröffentlicht. Unter anderem gibt es die Kampagne der orangen Bänke, die mit einer Plakette und einem QR-Code ausgestattet sind, z.B. vor dem Nds. Sozialministerium, in Osnabrück, vor Amtsgerichten. Die Plakette setzt ein Zeichen, dass Gewalt nicht geduldet wird, der QR-Code führt auf eine Website mit Hilfsangeboten (siehe Foto Bank vor dem Ministerium).
An der Ecke Hannoversche Neustadt / Feldstraße stehen mehrere Bänke in Sichtweite des schrecklichen Geschehens. Der Arbeitskreis schlägt vor, die zwei Bänke an der Mauer (siehe Foto) in orange zu streichen und mit einer Plakette zu versehen. Die Website mit den Hilfsangeboten in und um Burgdorf ist bereits erstellt und unter diesem Link Gewaltfrei leben in Burgdorf - Hilfsangebote | Stadt Burgdorf bzw. über den QR Code einzusehen.
Kriminalstatistik
Die Anzahl der Opfer Häuslicher Gewalt lag im Jahr 2022 bundesweit bei
240.574 und ist damit im Hellfeld um 8,5 % im Vergleich zum Vorjahr und um 13,0
% im Fünfjahresvergleich angestiegen. Mehr als die Hälfte der Opfer lebte mit
der tatverdächtigen Person im gemeinsamen Haushalt. Opfer Häuslicher Gewalt
waren zu 65,6 % (157.818) durch Partnerschaftsgewalt betroffen, zu 34,4 % durch
innerfamiliäre Gewalt (82.729 Opfer). Betroffen sind Mädchen und Frauen (71,1
%) sowie Jungen und Männer (28,9 %) aller Altersklassen. Besonders oft sind
Frauen zwischen 30 und 40 Jahren betroffen. In 56,3 % der Fälle kommt es zu
einfachen Körperverletzungen (135.502 Opfer), in 23,8 % zu psychischer Gewalt
durch Bedrohung, Stalking und Nötigung (57.376 Opfer) bis hin zu schweren und
schwersten Delikten.
262 Personen
wurden Opfer Häuslicher Gewalt mit tödlichem Ausgang. (Quelle:
Bundeskriminalamt, Häusliche Gewalt Bundeslagebild 2022). In Niedersachsen wurden im vergangenen Jahr
17 Frauen im Kontext häuslicher Gewalt getötet, 29 versuchte Tötungen wurden
registriert.
Oftmals geht einem Femizid häusliche Gewalt voraus. Das
zeigt sich auch in den Daten der polizeilichen Kriminalstatistik in
Niedersachsen.
In Burgdorf wurde ebenfalls ein deutlicher Anstieg der Fallzahlen um 36% festgestellt. Das
besagt die Statistik der AWO Koordinierungs‐ und Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt im BISS‐Verbund Region Hannover. In 2022 sind in der BISS 60 Vorfälle aus
Burgdorf gemeldet worden, im Vorjahr waren es 44. Und auch in 2023 ist ein
weiterer drastischer Anstieg der Vorfälle zu erkennen, wobei auch die
Heftigkeit der Gewalt weiter zunimmt. Immer öfter kommt es zu schweren
Körperverletzungen oder Angriffen auf das Leben der Betroffenen.
Gesetzliche
Verpflichtungen
„Artikel 22 der Istanbul Konvention formuliert
folgende Pflicht: Die Vertragsparteien haben dafür zu sorgen, dass spezialisierte
Hilfsdienste für sofortige sowie kurz- und langfristige Hilfe in angemessener
geografischer Verteilung für alle von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder
bereitstehen.
Zudem wird im
erläuternden Bericht ergänzt, dass diese Hilfsdienste mit angemessenen
Ressourcen einzurichten sind, über qualifiziertes Personal verfügen müssen, das
vertiefte Kenntnisse über geschlechtsspezifische Gewalt hat und sie allen
Betroffenen – einschließlich schwer zugänglichen Gruppen – Hilfe anbieten
können.“
In Burgdorf wurden
im Rahmen der Umsetzung der Istanbul Konvention zusätzliche Hilfsangebote
eingerichtet. Im Jahr 2020 wurde das Beratungsangebot der Frauenberatungsstelle
erweitert, seit 2022 gibt es ein Frauenhaus vor Ort.
Maßnahmen in Burgdorf
Der Arbeitskreis gegen
Häusliche Gewalt arbeitet seit mehr als 20 Jahren zusammen und veranstaltet
regelmäßig die unterschiedlichsten Aktionen zur Bekanntmachung der
Hilfsangebote. Ein nachhaltiger Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit ist aus Sicht
der Mitglieder die Kennzeichnung der Bänke wie oben beschrieben. Wünschenswert
wäre es, auch in allen Ortsteilen jeweils eine orange Bank mit Plakette zu
platzieren.
Als weitere
Maßnahme zur Prävention Häuslicher Gewalt wird das Präventionsprogramm Stadtteile
ohne Partnergewalt (StoP©) empfohlen,
ein nachbarschaftsbezogenes Handlungsmodell zur Prävention bei
häuslicher Gewalt. Ziel des Projektes ist es, von Gewalt betroffene Menschen
durch soziale Netzwerke auf lokaler Ebene zu stärken. StoP© setzt
direkt im Quartier an, um einen offenen Umgang mit dem Problem der häuslichen
Gewalt zu fördern. Nachbar*innen sollen bei alltäglichen Begegnungen mit
Nachbar*innen auch über häusliche Gewalt in der Familie oder in Paarbeziehungen
sprechen und Hilfe anbieten. Das Prinzip Hinsehen und Handeln können.
StoP© wurde vor mehr als 10 Jahren an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg entwickelt. Es beruht auf langjährigen praktischen Erfahrungen, ist wissenschaftlich fundiert und methodisch ausgearbeitet und ist urheberrechtlich geschützt. Zurzeit arbeiten in Deutschland und Österreich 13 bzw. 25 Kommunen erfolgreich mit diesem Konzept.
Eine Mitarbeiterin des Nachbarschaftstreffs ist zur StoP© Koordinatorin ausgebildet worden. Zur Zeit läuft ein Antrag des Nachbarschaftstreffs auf Förderung durch den Landespräventionsrat.
(Pollehn)