Der Rat fasste bei 20 Ja-Stimmen, 13 Nein-Stimmen
und 3 Enthaltungen folgenden
Beschluss:
Für die Haushaltsjahre 2019/2020 wird ein Doppelhaushalt aufgestellt.
Herr
Hinz erklärte, dass er keine Bedenken habe, dass die
Verwaltung einen Doppelhaushalt bewältigen könne. Die Vor- und Nachteile seien
von der Stadtverwaltung bereits im Vorfeld ausführlich dargestellt worden. Ein
Nachteil sei sicherlich, dass eine Unsicherheit bei der Kalkulation der
Einnahmen bestünde. Vorteilhaft sei seiner Ansicht nach die längere Planungssicherheit
für die Verwaltung. Insbesondere im zweiten Jahr könne direkt mit dem Haushalt,
das heißt ohne vorläufige Haushaltsführung, gearbeitet werden. Darüber hinaus
ließe sich Zeit und Arbeit bei einer Planung für zwei Jahre einsparen. Der
anstehende Personalwechsel in der Verwaltung habe seines Erachtens keine
Auswirkungen auf die Haushaltsfestlegung. Dem Argument, dass der Rat mit einem
Doppelhaushalt sein Haushaltsrecht abgeben würde, widersprach er. Seiner
Auffassung nach gebe es genügend Instrumente, um auch nachträglich zu steuern.
So könne der Rat überplanmäßige Ausgaben genehmigen und im Zweifel einen
Nachtragshaushalt verabschieden. Der Beratungsprozess würde sich für den Rat
ebenso verkürzen, da sich nur noch einmal für zwei Jahre mit dem Haushalt auseinandergesetzt
werden müsste. Sollte sich ein Doppelhaushalt nicht bewähren, könne immer noch
zu dem bisherigen System gewechselt werden.
Herr
Zschoch machte deutlich, dass
für ihn und seine Fraktion die von
der Stadtverwaltung dargelegten Nachteile überwiegen. Insbesondere die höhere
Prognoseunsicherheit aufgrund fehlender Daten sehe er kritisch. Auch die
Zeitersparnis sei für ihn nur geringfügig. Herr
Zschoch wies noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass es bisher schon
große Abweichungen bei der Haushaltsplanung zum tatsächlichen Haushaltsergebnis
gebe. Für ihn bestehe die Gefahr, dass sich diese mit einem Doppelhaushalt noch
vergrößere. Zudem würde der neugewählte Bürgermeister im kommenden Jahr durch
den Beschluss eines Doppelhaushaltes in seiner Arbeit eingeschränkt. Dies sei
seiner Auffassung nach insbesondere deswegen kritisch zu bewerten, da dieser
Beschluss von einer Mehrheitsgruppe im Rat gefasst werde, die ihre Mehrheit mit
unfairen Mitteln erworben habe. Deshalb gehe eine Entscheidung für den
Doppelhaushalt auch am Wählerwillen vorbei.
Herr
Nijenhof sagte, dass für ihn die Kritik an einem Doppelhaushalt
durchaus nachvollziehbar sei. Er selbst habe aber gute Erfahrung hiermit
gemacht. Der anstehende Personalwechsel in der Verwaltungsspitze stelle für ihn keinen Grund zur Sorge dar. Der
Bürgermeister entscheide nicht über den Haushalt. Die Verwaltung lege diesen
unabhängig vor und der Rat stimme dann hierüber ab.
Herr
Schulz stimmte der Argumentation der CDU in Gehrden für einen
Doppelhaushalt zu und sprach sich für einen Doppelhaushalt aus. Herr Schulz erklärte außerdem, dass er der
Verwaltung die Umsetzung einer solchen Haushaltsform zutraue. Er wünsche sich
aber eine positivere statt der bisherigen pessimistischen Auswertung der
Ausgangsdaten für die zukünftige Haushaltsplanung.
Herr
Baxmann wies darauf hin, dass die Machtfülle eines Bürgermeisters
grundsätzlich überschätzt werde. Das
gelte vor allem dann, wenn es einen starkten und selbstbewussten Rat gebe.
Herr
Fleischmann äußerte seine Bedenken gegenüber einem Doppelhaushalt,
weil momentan der städtische Haushalt seiner Meinung nach nicht präzise genug
geplant werde. Er erklärte, dass er kein Vertrauen in den bisherigen
Stadtkämmerer, Herrn Philipps, habe. Vielmehr sehe er die bisherige Auslegung des
Haushaltes als Begründung für nachfolgende Steuer-, Abgaben- und Gebührenerhöhungen.
Auch den Neubau der IGS und die damit verbundene Vorfestlegung auf eine
Oberstufe für diese Schule bewertete er kritisch.
Für ihn sei es unverständlich, dass eine Stadt wie Burgdorf sich eine Oberstufe
bei dieser Schulform leisten würde. Selbst finanzstarke Kommunen, wie zum
Beispiel Isernhagen, würden dies nicht tun. Er sehe die Gefahr, dass durch
diesen Beschluss die Verschuldung Burgdorfs vorangetrieben werde.
Frau
Wichmann teilte mit, dass sie sich bei der Abstimmung für einen
Doppelhaushalt enthalten werde. Für sie seien die angeführten Vor- und
Nachteile gleichwertig nachvollziehbar. Darüber hinaus gebe es ihrer Auffassung
nach keine völlige Neutralität eines Bürgermeisters. Dies sei aufgrund der
engen Zusammenarbeit mit den anderen politischen Entscheidungsträgern im Rat
gar nicht möglich.
Herr
Baxmann machte Frau Wichmann auf das aus seiner Sicht falsche
Verständnis der Neutralität eines Bürgermeisters aufmerksam. Selbstverständlich
habe ein Bürgermeister eine Vorstellung, wie politisch inhaltlich entschieden werden
sollte. Dabei gebe es natürlich Berührungspunkte zu der Partei, für die er bei
seiner Wahl angetreten sei. Die Neutralität ergebe sich vielmehr daraus, dass
die Verwaltung stets zu prüfen habe, ob die vom Bürgermeister und vom Rat
eingebrachten Vorschläge mit geltendem Recht vereinbar seien.
Herr
H. Braun wies darauf hin, dass insbesondere bei dem IGS
Schulprojekt sowie den Kita-Bauten der Kosten- und Zeitfaktor wichtig sei. Deshalb
dürfe man das Zeitfenster nicht allzu weit öffnen und müsse die aktuellen
günstigen Kreditbedingungen ausnutzen. Vorteilhaft sei in diesem Zusammenhang
auch die Einführung eines Doppelhaushaltes. Dieser gebe bei solchen Projekten
mehr Planungssicherheit.
Herr
Könecke erklärte, dass das Zeitfenster für die Diskussion
zwischen der Einbringung des Haushalts und der Entscheidung knapp bemessen sei.
Seiner Meinung nach reiche es nicht aus, alle zwei Jahre über einen Haushalt zu
entscheiden. Darüber hinaus müsste dann über viel größere Investitions- und
Haushaltssummen beraten werden. Derzeit gelinge es nicht, gerade über höhere
Investitionen zu diskutieren. Vielmehr stünden kleinere Investitionsbeträge im
Vordergrund. Er würde sich aber eine intensivere Beratung über größeren
Investitionen wünschen.
Herr
Baxmann wies auf die eigene Skepsis bezüglich des Doppelhaushaltes
hin, aufgrund derer er sich auch bei der Entscheidung enthalten werde. Auch bei
der Festlegung eines Doppelhaushaltes würden die Ratsmitglieder jedoch nicht
ihre politische Entscheidungsgewalt aus der Hand geben. Mittels eines
Nachtraghaushaltes bestünde stets die Möglichkeit, korrigierend einzugreifen. Insbesondere
der Finanzausschuss könne in diesem Kontext seiner Steuerungs- und
Kontrollfunktion gerecht werden.
Herr
Schrader erklärte, dass er sich gegen einen Doppelhaushalt
ausspreche, da ihm der festgelegte Planungszeitraum zu lang sei.
Herr
Morich sagte, dass Herrn Fleischmanns geäußertes Misstrauen gegenüber
Herrn Baxmann und Herrn Philipps nicht deren Einsatz für die Stadt Burgdorf
gerecht werde. Des Weiteren sprach er sich für einen Doppelhaushalt aus. Seiner
Meinung nach müsse mit der Zeit gegangen werden.
Herr
Fleischmann erklärte, dass er
grundsätzlich für eine IGS mit Oberstufe sei, diese aber nicht finanzierbar
sei. Das Geld solle seiner Meinung nach lieber für die Kita-Beitragsbefreiung
finanzschwacher Familien eingesetzt werden.
Herr
Sund wies auf Herrn Fleischmanns stetige Abwesenheit in der
Arbeitsgruppe „Haushaltssicherung“ hin, die im starken Kontrast zu dessen
intensive Bemühungen im Rat für eine Haushaltskonsolidierung stehe.
Frau
Gersemann zitierte: „Investitionen sind die beste Antwort, Armut zu
begegnen“.