Betreff
Friedhofsentwicklungsplanung
Vorlage
2008 0406
Aktenzeichen
873-11
Art
Beschlussvorlage

Finanz. Auswirkungen in Euro

Haushaltsstelle

VwH

VmH

Einmalige Kosten:

45.000,- €

 

Laufende Kosten:

 

Haushaltsmittel stehen zur Verfügung:

 ja

 nein

 

 

Beschlussvorschlag:

 

zu a)   Der Umwelt- und Verkehrsausschuss schließt sich der Beschlussempfehlung zu b) an.

zu b)   Der Verwaltungsausschuss beschließt,

1.       die Verwaltung die unter I und II beschriebenen Arbeiten beauftragen zu lassen,

2.       dem Rat zu empfehlen, für 2010 die für die Vermessungsarbeiten und die Planung und ab 2011 die für die Umsetzung erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen.

Sachverhalt und Begründung

 

Burgdorf als Stadt mit räumlich getrennten Ortsteilen hat die besondere Situation, dass im Stadtgebiet acht Friedhöfe (7 davon mit Kapelle) betrieben werden. Der Betrieb der Friedhöfe verlangt vor dem Hintergrund knapper Haushaltskassen und einer sich wandelnden Bestattungskultur ein möglichst professionelles Management.

Die Anforderung lautet, mit den Gebühren einen möglichst hohen Kostendeckungsgrad zu erzielen. Um dies zu erreichen, muss neben einer effektiven Verwaltung der veränderten Bestattungskultur Rechnung getragen werden, um eine hohe Belegung erzielen zu können. Neben Erdbestattungen in Reihen- und Wahlgräbern sind inzwischen Erdbestattungen in Rasengräbern, anonyme Bestattungen, Urnenbestattungen in verschiedenen Grabanlagen, Gemeinschaftsgrabanlagen u.a. Angebote, die von Friedhofsbetreibern erwartet werden. (s. auch Anlage 1)

Um diesen Ansprüchen in Zukunft gerecht werden zu können, muss ein Konzept erstellt werden, das diese Aspekte berücksichtigt, Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft ausweist, eine effektive Verwaltung ermöglicht sowie die Investitionsplanung für die kommenden Jahre vorbereitet.

 

Situation

 

Derzeit ist ein EDV-Programm vorhanden, in dem die Grabverkäufe mit Lage, Ruhezeiten u.ä. erfasst werden. Die graphische Aufarbeitung erfolgt auf tuschezeichnungsbasierten Papierplänen, die aufwändig per Hand fortzuschreiben sind und lediglich erkennen lassen, ob ein Grab belegt ist oder nicht.

Die Situation auf den einzelnen Friedhöfen ist recht unterschiedlich. Z.T. müssen Planungen neuer Grabformen relativ kurzfristig in die vorhandene Situation eingepasst werden, wo der Ablauf von Ruhefristen dies zulässt, da die Platzsituation eine großzügige Zukunftsplanung nicht erlaubt. Auf anderen Friedhöfen stehen Flächen zur Verfügung, deren Nutzung derzeit noch nicht absehbar ist. 

 

Zukunftsplanung

 

Um eine zeitgemäße Friedhofsverwaltung und eine zukunftsfähige Bewirtschaftung zu erreichen, ist die Erarbeitung einer Friedhofsentwicklungsplanung vorgesehen. Dazu soll in 2010 eine Bestandserfassung (s. I.) und daran angeschlossen eine Studie mit Bestandsanalyse und Lösungsvorschlägen (s. II.) durchgeführt werden. Die daraus resultierenden Vorschläge sollen dann ab 2011 schrittweise umgesetzt werden (s. III).

 

I           Bestandserfassung und -verwaltung

Die Friedhofspläne liegen derzeit nur als alte, häufig überarbeitete Tuschezeichnungen vor.

Ziel ist es, eine digitale Datengrundlage zu erhalten, die

Ø                 eine Verknüpfung mit dem vorhandenen Datenbankprogramm zur Gräberverwaltung sowie

Ø                 eine für die weitere Planung erforderliche Übersicht über Belegungen und Liegezeiten ermöglicht.

Dafür ist eine Vermessung der Friedhöfe inkl. aller Gräber, Wege und Gebäude lagegenau erforderlich. Diese dient dann als Grundlage für einen per Computer erstellten Plan.

Die Vermessungskosten belaufen sich für alle Friedhöfe auf ca. 28.500,- €. Den größten Anteil mit annähernd 50 % hat daran der Stadtfriedhof in Burgdorf.

Eine Aufteilung der Vermessungskosten ist jedoch vor dem Hintergrund der unter II beschriebenen zu erstellenden Gesamtkonzeption nicht sinnvoll möglich.

Um die auf Grundlage der Vermessungsdaten erstellten Pläne mit dem Datenbankprogramm zu verknüpfen ist die Installation eines Grafikmoduls in der EDV erforderlich. Dieses würde eine Investition von ca. 1.500,- € erfordern.

 

II         Bestandsanalyse und Lösungsvorschläge

Demographischer Wandel, rückläufige Bevölkerungszahlen und veränderte Gesellschaftsstrukturen machen eine gänzlich neue Friedhofsplanung erforderlich.

Waren in der Vergangenheit Erdbestattungen in intensiv gepflegten Reihen- oder Wahlgräbern die Regel, für die auch die Größe der Erweiterungsflächen geplant wurden, stehen dem heute eine stetig steigende Zahl an Urnenbestattungen und der Trend zu möglichst pflegeleichten Grabstätten gegenüber. Gleichzeitig wächst der Kostendruck bei der Unterhaltung und Verwaltung der Friedhöfe. Nur eine hohe Belegdichte kann einen hohen Kostendeckungsgrad erbringen, was attraktive Anlagen und Angebote erfordert.

Um attraktive, bedarfsangepasste und damit zukunftsfähige Friedhöfe zu erhalten ist es erforderlich, den Bestand zu erfassen, die Situation und Entwicklungen zu analysieren und daraus ein Gesamtkonzept für Burgdorf zu erstellen. Dies soll für jeden Friedhof ausweisen, wie die weitere Entwicklung verlaufen sollte, wo Flächen oder bestimmte Grabarten fehlen oder Überhangflächen bestehen, die für andere Nutzungen zur Verfügung gestellt werden könnten.

Als Grundlage für die Bestandsanalyse und die Erarbeitung eines Entwicklungskonzeptes dient der auf der Vermessungsgrundlage erstellte Plan, in den die verschiedenen Ruhefristen eingetragen und farblich sichtbar gemacht werden. Auf diese Weise wird erkennbar, in welchen Zeiträumen Felder für Neubelegungen bzw. zur Anlage anderer Grabformen zur Verfügung stehen.

Für die Erarbeitung eines solchen Konzeptes liegt das Angebot einer auf Friedhofsplanungen spezialisierten Firma vor, die bereits für Kommunen in ähnlicher Größenordnung wie Burgdorf ein solches Konzept erarbeitet hat. Der genaue Leistungsumfang kann Anlage 2 entnommen werden.

Die Kosten belaufen sich auf rd. 15.000,- €.

 

 

III Umsetzung

Nach Vorliegen der Studie wird zunächst geprüft und abgewogen, welche der vorgeschlagenen Maßnahmen realisiert werden sollen. Daraus resultiert ein Maßnahmenplan, in dem die für die folgenden Jahre vorgesehenen investiven Projekte aber auch Einsparmöglichkeiten benannt werden.

Beispiele für investive Maßnahmen zur Sicherung konstanter Belegzahlen könnten z.B. sein:

Ø       Anlage von Gemeinschaftsgrabanlagen,

Ø       Aufwertung von Eingangsbereichen,

Ø       Anlage von Pflanzungen,

Ø       Attraktivitätssteigerung von Kapellen.

Beispiele für Einsparmöglichkeiten könnten z.B. sein:

Ø       Reduzierung der Ruhezeiten durch Bodenaustausch bei Grabanlagen,

Ø       Freisetzung von Überhangflächen durch Änderung der Bauleitplanung.

Dies wird in den Jahren ab 2011 Investitionen erfordern, deren Höhe zum derzeitigen Zeitpunkt jedoch noch nicht näher benannt werden kann. Dazu sind der Umfang und die Ausgestaltung der erforderlichen Projekte derzeit noch nicht realistisch abzuschätzen.

 

 

Schlussbemerkungen

Soll die Tradition der Friedhöfe in Burgdorf auch für die Zukunft erhalten werden, sind Maßnahmen erforderlich, die den veränderten Umständen Rechnung tragen und die Friedhöfe den zukünftigen Anforderung anpassen.

Wurden früher die Gräber der Eltern von den Kindern gepflegt, ist dies heute oft nicht mehr möglich, da sich der Lebensmittelpunkt der nachfolgenden Generation zunehmend - i.d.R. arbeitsbedingt - vom Geburtsort entfernt. Werden dann keine ansprechenden und pflegeleichten (bzw. pflegefreien) Grabstellen angeboten, kommt es zu einem „Friedhofstourismus“, bei dem die Grabstellen in der Nähe der Wohnorte der Angehörigen gewählt werden, die die Pflege übernehmen.

Auf Grundlage der Bestandserfassung und –analyse sollen attraktive neue Bestattungsformen (z.B. gärtnerisch gestaltete Gemeinschaftsgrabanlagen) für die Burgdorfer Friedhöfe erarbeitet werden. So soll kurz- und mittelfristig sichergestellt werden, dass hier verwurzelte Menschen eine für sich und die nachfolgende Generation zufriedenstellende Lösung für eine dauerhafte Ruhestätte auf den städtischen Friedhöfen finden können.

Dies bedeutet für die Stadt zunächst Investitionen aber auch die Chance durch höhere Auslastung und steigenden Kostendeckungsgrad mittelfristig Kosten einzusparen. Bereits die Schaffung einer zeitgemäßen Verwaltung und die Zukunftsplanung verlangen möglichst bald den Einsatz von 45.000,- € (s. I und II). Um den Weg konsequent weiterzugehen, werden in den darauffolgenden Jahren weitere Investitionen folgen müssen.

Dies ist jedoch für eine Stadt, die ihre traditionellen Wurzeln erhalten und zugleich die Zukunft gestalten möchte, unausweichlich.

 

Bei der Aufstellung des Entwurfs des Haushaltsplans 2009 konnte die Anforderung der Fachabteilung nicht berücksichtigt werden. Dennoch wird deren Notwendigkeit gesehen. Die Mittel sollten spätestens 2010 zur Verfügung gestellt werden.


Anlage 1

 

 

 

Quelle:  K. Güß: Flächenmanagement: Friedhofskultur und Bestattungsangebote in der Zukunft.- in: Friedhofskultur, 98. Jahrgang, Ausgabe Juni 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Anlage 2

 

 

Angebot für Bestandsanalyse u. Lösungsvorschläge

 

·         Klären der Aufgabenstellung vor Ort (Begehung der Friedhöfe, Sichten der Unterlagen, Befragung der Mitarbeiter)

·         Beraten zum Leistungsbedarf

·         Bestandsaufnahme, Standortanalyse, Besichtigung, Fotodokumentation

·         ggf. Auswahl und Steuerung weiterer interner / externer fachlicher Beteiligter (Fremdleistungen, wie z.B. Vermessungsbüro, Bodengutachter, etc.)

·         Erstellung von farbigen Bestandsplänen mit Darstellung der Ruhefristen für alle 8 Friedhöfe (9713 Gräber) (auf Grundlager zur Verfügung gestellter Vermessungspläne)

·         Ausarbeitung eines Friedhofsentwicklungsplans (FEP):

o           Bestandsanalyse (Detailerfassung, Erstellen einer Bestattungsstatistik),

o           Bedarfsanalyse,

o           Vorschläge zur Neuordnung (Grabfeldeinteilung, Vorschläge zur Grabfeldsanierung und Belegung),

o           Darstellung von Möglichkeiten und Varianten neuer Grabarten,

o           Ausarbeitung von Lösungsmöglichkeiten für Erdgräber und Urnengräber/-wände,

o           Formulierung von Entscheidungshilfen

o           Unverb. Kostenschätzungen für die vorgeschlagenen Entwicklungs-/Baumaßnahmen

·         Beratung zur Sanierung durch Bodenaustausch

·         Vorschläge für Entwässerung und Drainage

·         Präsentation der Ergebnisse und Varianten vor dem Gemeinderat