Sachverhalt und Begründung:
Die ersten Lebensjahre stellen die entscheidenden Lebens- und Entwicklungsphasen eines Menschen dar. Kernkompetenzen, wie z.B. die Sprachkompetenz gilt es in diesen zu erwerben, damit die Bildungsbiografie und die gesellschaftliche Teilhabe gelingen kann. Dem Aufgabenfeld der Burgdorfer Kindertageseinrichtungen kommt mit diesem Wissen eine immense Bedeutung zu.
Wie kaum ein anderer Bereich, wird der Bildungsbereich der Kindertageseinrichtungen durch gesellschaftliche Veränderungen beeinflusst. Nicht nur heute sondern auch in Zukunft.
Quantitativ lassen sich die Auswirkungen der gesellschaftlichen Veränderungen, wie z.B. die zunehmende Berufstätigkeit beider Elternteile, schnell fassen. Die konkreten Ausbaubemühungen der Stadt Burgdorf zur Schaffung neuer Kindertagesstättenplätze finden sich in den Kindertagesstättenbedarfsplanungen wieder.
Mit der sukzessiven Ausweitung von Betreuungszeiten hat sich zugleich der Bedarf der unseren Kindertageseinrichtungen anvertrauten Kinder verändert und damit einhergehend die Anforderungen, die an die pädagogische Arbeit der Burgdorfer Kindertageseinrichtungen gestellt werden. Gesellschaftliche Veränderungen werden also auch immer in qualitativer Hinsicht die pädagogischen Ansätze beeinflussen. Die pädagogischen Ansätze in den Kindertageseinrichtungen weiterzuentwickeln wird uns also nicht nur heute, sondern auch in Zukunft ständig begleiten.
Die Stadt Burgdorf steht nicht nur als Träger von acht eigenen Kindertageseinrichtungen, sondern insbesondere als örtlicher Träger der Jugendhilfe in der Verantwortung, die Qualität – hier gebraucht im Sinne guter Qualität – durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen und weiterentwickeln (§ 22a Absatz 1 Achtes Buch Sozialgesetzbuch – SGB VIII). Die Qualität der Förderung eines Kindes beruht auf vielen Faktoren, u.a. den Faktoren Personalschlüssel, Ausstattung, Konzept, Methode und Fachkompetenz, die in einem Wechselverhältnis zueinanderstehen stehen und zugleich mit den Ausgangsbedingungen und handelnden Personen variieren. Es geht insofern immer um beides, darum, die Qualität in einer gegebenen Situation zu gewährleisten bzw. sicherzustellen, und darum, sie auch unter veränderten situativen Anforderungen aufrechtzuerhalten, d. h., das Förderungsangebot entsprechend weiterzuentwickeln.
Der Rat der Stadt Burgdorf hat in den vergangenen Jahren viele Beschlüsse gefasst, die zur Sicherstellung und Weiterentwicklung der Qualität maßgeblich beigetragen haben. Die Erhöhung des Vertretungskräfteschlüssels, die Ausweitung der Leitungsfreistellungszeiten, die Berücksichtigung einer Kitafachkraftstelle sowie einer halben MarteMeo-Stelle im Stellenplan, die Teilnahme am Bundesprogramm „Sprache ist der Schlüssel zur Welt“, die Zustimmung zum Konzept zur Sprachbildung- und Sprachförderung im Elementarbereich der Stadt Burgdorf, die Bereitstellung von Projektgeldern, seien als einige Beispiele zu nennen.
Beschlüsse zur Weiterentwicklung qualitativer Ansätze werden auch zukünftig ein wichtiger Baustein der Bildungspolitik sein.
Dabei kommt dem Faktor Personal eine besondere Bedeutung zu, denn der Schlüssel für gelingende Bildung in den Kindertageseinrichtungen sind unsere pädagogischen Fachkräfte.
Besonders ungünstig erweist sich in diesem Zusammenhang, dass die Personalgewinnung heute wie auch künftig durch den Fachkräftemangel bestimmt wird. Ein Fachkräftemangel, der sich durch die Ausbaubemühungen aller Jugendhilfeträger weiter zuspitzen wird. Die Einführung von Schließzeiten ist eine Möglichkeit dem Fachkräftemangel zu begegnen. Ausreichen wird er jedoch nicht. Was können wir also tun, damit es uns gelingt, zukünftig Fachkräfte für uns zu gewinnen, bereits gewonnen Fachkräfte an uns zu binden und im Hinblick auf die dargestellten gewachsenen pädagogischen Anforderungen unsere pädagogischen Fachkräfte in den Einrichtungen in der Erfüllung des ihnen obliegenden Bildungs- und Erziehungsauftrages zu unterstützen?
Die Ansätze der einzelnen Kindertagesstättenträger zum Umgang mit dem Fachkräftemangel sowie den gestiegenen pädagogischen Anforderungen sind vielfältig. Welche sind für die in der Stadt Burgdorf tätigen Kindertagesstättenträger die Richtigen?
Welche qualitativen Ansätze werden in Zukunft insbesondere vor dem Hintergrund der auf die Stadt Burgdorf zukommenden finanziellen Belastungen in den Bildungsbereichen Kindertageseinrichtungen und Schulen in finanzieller Hinsicht umsetzbar sein?
Es bestehen vielfältige Fragen, für die es vielfältige Lösungsansätze gibt, die es aber im Interesse aller in Burgdorf tätigen Träger als auch vor dem Hintergrund der beengten finanziellen Voraussetzungen gut abzuwägen gilt.
Unter Einbeziehung aller Interessenslagen besteht der Wunsch, eine Arbeitsgruppe „AG Qualität“ für die Burgdorfer Kindertageseinrichtungen einzurichten. In dieser Arbeitsgruppe sollten sowohl Vertreter*innen der Kindertageseinrichtungen in freier Trägerschaft, Vertreter*innen der Kindertageseinrichtungen in städtischer Trägerschaft als auch politische Entscheidungsträger des Ausschusses für Jugendhilfe und Familie oder des Rates der Stadt Burgdorf vertreten sein. Anregungen für eine alternative Zusammensetzung werden gerne entgegengenommen.
Sofern diese Idee die Zustimmung des Ausschusses für Jugendhilfe und Familie erfährt, muss die Arbeitsgruppe im Hinblick auf den für die Jahre 2019 und 2020 zu beschließenden Doppelhaushalt zügig ihre Arbeit aufnehmen. Die Jugendverwaltungsabteilung würde sich für die Funktionsfähigkeit der Arbeitsgruppe (Einladung etc.) federführend verantwortlich zeigen.