Allgemein
Der Kanalbetreiber hat Sorge zu tragen, dass die Funktions- und Betriebssicherheit seines Abwasserkanals unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Belange aufrechterhalten wird. Die Stadt Burgdorf kommt dieser Pflicht durch regelmäßige Investitionen in das Kanalnetz nach. Dabei wird in den meisten Fällen eine Erneuerung in offener Bauweise durchgeführt. Wo es möglich und sinnvoll ist, werden auch Liner eingebaut.
In der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit Liegenschaften und Verkehr (WALV) am 19.04.2018 wurde die Frage gestellt ob in Bezug auf die Kanalisation der Stadt Burgdorf ein Sanierungs-/ Investitionsstau vorliegt. Ein Investitions- /bzw. Sanierungsstau liegt dann vor, wenn über einen längeren Zeitraum notwendige Investitionen unterlassen wurden.
Die Notwendigkeit einer Investition durch
Erneuerung lässt sich jedoch nicht absolut bestimmen. Sie ist beeinflusst durch
die Betriebssicherheit, Standsicherheit und die Dichtheit der
abwassertechnischen Anlagen. Im Bereich der Abwasserbeseitigung sind also
Investitionen erforderlich, wenn ein Kanal die Anforderungen
(Betriebssicherheit, Dichtheit, Standsicherheit) nicht mehr erfüllt, ggf. auch
wenn dieser noch nicht abgeschrieben ist. Andersherum kann ein Kanal auch noch
nach seiner Abschreibungszeit betrieben werden, wenn die Betriebssicherheit,
die Dichtheit und die Standsicherheit gewährleistet sind.
In der klassischen Bilanztheorie wird
davon ausgegangen, dass es grundsätzlich notwendig sei, Investitionen in Höhe
der jeweiligen Abschreibungen vorzunehmen, um eine gleichbleibende Substanz zu
erhalten.
Investitionen der letzten 6
Jahre (2013-2018)
Die Investitionen in das Kanalnetz der letzten 6 Jahre setzen sich zusammen aus mehreren Erneuerungen in offener Bauweise und den Einbau von GFK-Linern in den Jahren 2013 und 2017. Hinzu kommen Erneuerungen von Hausanschlüssen. Für die Erneuerung des Kanalnetzes in offener Bauweise wurden zwischen 2013 und 2018 rund 1,9 Mio € und für den Einbau von GFK-Linern ~230.000 € in das öffentliche Kanalnetz investiert. Für die Erneuerung von Hausanschlüssen werden nach einer stichprobenartigen Auswertung der Aufträge ca. 40.000 € pro Jahr geschätzt, also 240.000 € in 6 Jahren.
Tabelle 1: Investitionen 2013-2018 in den Kanalbestand ab 2013 - 2018
Jahr |
Maßnahme |
Kosten Brutto |
|
2013 |
Liner
Kernstadt |
79.545,30 € |
|
2013 |
Am
Brandende,Kl Bahnhofstraße |
93.836,00 € |
|
2013 |
Im
langen Mühlenfeld |
222.645,00 € |
|
2014 |
Nordstraße |
94.460,00 € |
|
2015 |
Vor
dem Celler Tor Mitte/ Nord |
765.000,00 € |
|
2016 |
Erneuerung
RW Kanal Hessel |
69.222,80 € |
|
2017 |
Sudetenstraße/Papenkamp
ca. |
180.000,00 € |
|
2017 |
Liner
ca. |
150.000,00 € |
|
2018 |
Wächterstieg
ca. |
115.000,00 € |
|
2018 |
Immenser
Straße (1. BA) ca. |
370.000,00 € |
|
2013-2018 |
Erneuerung
Hausanschlüsse ca. |
240.000,00 € |
|
2.379.709,10 |
~ 2,38 Mio € |
Geplante Investitionen der
nächsten 6 Jahre (2019-2024)
Die derzeit geplanten Investitionen für Erneuerungen in offener Bauweise bis 2024 belaufen sich auf rund 1,99 Mio €. Für die Erneuerung mittels Liner sind derzeit keine Maßnahmen geplant. Für den Einbau von Linern werden 200.000 € angesetzt. Für die Erneuerungen der Hausanschlüsse werden analog zu den letzten Jahren 40.000 € pro Jahr angesetzt (240.000 € in 6 Jahren).
Tabelle 2: geplante zukünftige Investitionen in das Kanalnetz ab 2019 bis 2023
Umsetzung |
Straße |
geschätzte |
|
geplant |
[Name,
von/bis] |
Kosten Brutto |
|
2019 |
Windmühlenstraße |
160.000,00 € |
|
2019 |
Immenser
Straße (2. BA) |
300.000,00 € |
|
2020 |
Theodorstraße |
160.000,00 € |
|
2020 |
Schulstraße |
90.000,00 € |
|
2021 |
V.
d. Celler Tor Süd, Sorgenser/Friederikenstr |
155.000,00 € |
|
2022 |
Zintener
Straße/Heiligenbeiler Straße |
245.000,00 € |
|
2023 |
Moorstraße |
535.000,00 € |
|
2023 |
Birkenweg |
225.000,00 € |
|
nach 2023 |
Feldstraße |
120.000,00 € |
|
2019 – 2023 |
Erneuerung
Hausanschlüsse vrstl. |
240.000,00 € |
|
2019 – 2023 |
Liner
vrstl. |
200.000,00 € |
|
Summe |
2.430.000,00 € |
~2,43 Mio € |
Investition und Abschreibung
Kanalisation
Die Zahlen machen deutlich, dass die Stadt Burgdorf durchgehend in die Kanalisation investiert.
In der Bilanztheorie steht den Investitionen der Wertverlust (Abschreibung) der Kanalisation gegenüber. Die Abschreibung erfolgt auf den Anschaffungswert. Dieser betrug am 31.12.2017 ~ 38,6 Mio €. In den Jahren 2013-2017 wurde die Kanalisation mit insgesamt 2,64 Mio € abgeschrieben. Da für das Jahr 2018 noch keine Abschreibungen vorgenommen wurden, wird dieser Wert mit 560.000 € angenommen. Insgesamt ist im Zeitraum von 2013 bis 2018 mit Abschreibungen von rund 3,20 Mio € zu rechnen. Dem gegenüber stehen im gleichen Zeitraum Investitionen von rund 2,38 Mio €. Es ergibt sich ein theoretischer Investitionsstau in der Bilanz von rund 820.000 € in 6 Jahren. Dies entspricht einem Wert von rund 137.000 € pro Jahr.
Investition und Abschreibung
unter Berücksichtigung von Neuinvestitionen
Neben den Investitionen in den Bestand werden auch Investitionen in den Neubau von abwassertechnischen Anlagen getätigt. Die Investitionen in den Neubau werden unterteilt in „Baugebiete“ und „Allgemeines, Kleinbaumaßnahmen“. Der Bereich „Allgemeines, Kleinbaumaßnahmen“ deckt kleinere Maßnahmen ab, für die keine gesonderte Mittelanmeldung erfolgt, wie die Erstellung von Hausanschlüssen oder kürzere Kanalverlängerungen.
Unter Berücksichtigung dieser Investitionen erhöhen sich neben der Investitionssumme auch die Abschreibungen, da der Kanalbestand und somit auch das Vermögen zunehmen. Für die Erschließung von Baugebieten sind in den Jahren 2013-2017 („BG An den Hecken“ wird noch nicht berücksichtigt) rund 0,61 Mio € und für Kleinbaumaßnahmen (Neubau) rund 1,30 Mio € investiert worden.
Tabelle 3: Investitionen in das Kanalnetz mit Neubauten 2013 - 2018
Jahr |
Maßnahme |
Kosten Brutto |
|
2013 |
Liner
Kernstadt |
79.545,30 € |
|
2013 |
Am
Brandende, Kl Bahnhofstraße |
93.836,00 € |
|
2013 |
Im
langen Mühlenfeld |
222.645,00 € |
|
2014 |
Nordstraße |
94.460,00 € |
|
2015 |
Vor
dem Celler Tor Mitte/ Nord |
765.000,00 € |
|
2016 |
Erneuerung
RW Kanal Hessel |
69.222,80 € |
|
2017 |
Sudetenstraße/Papenkamp
ca. |
180.000,00 € |
|
2017 |
Liner
ca. |
150.000,00 € |
|
2018 |
Wächterstieg
ca. |
115.000,00 € |
|
2018 |
Immenser
Straße (1. BA) ca. |
370.000,00 € |
|
2013-2018 |
Erneuerung
Hausanschlüsse |
240.000,00 € |
|
2013-2018 |
Baugebiete |
610.820,00 € |
|
2013-2018 |
Allgemeines,
Kleinbaumaßnahmen |
800.000,00 € |
|
3.790.529,10 |
~ 3,79 Mio € |
Zusammengefasst belaufen sich gem. obiger Aufstellung die gesamten Investitionen unter Berücksichtigung der Neubauten auf rund 3,79 Mio €. Dem gegenüber stehen im gleichen Zeitraum Abschreibungen in Höhe von rund 3,23 Mio €.
Die Kosten der Investitionen wurden zeitlich gem. der Bauausführungen berücksichtigt. Die in der Bilanz der Buchhaltung enthaltenen Werte können höher sein, da es zwischen Bauausführung, Schlussrechnung und Aktivierung im Anlagevermögen zeitliche Verschiebungen gibt, die für diese Übersicht keine Berücksichtigung finden.