Herr Heckert berichtet, dass das Projekt „HaLT“, „Hart am LimiT“, vor zwei Jahren ins Leben gerufen worden sei. Erschreckend sei, dass 95 % aller 15- bis 16jährigen über Alkoholerfahrungen verfügen. Die stationäre Versorgung alkoholisierter Jugendlicher habe sich vom Jahr 2005 bis zum Jahr 2008 nahezu verdoppelt. Ein Unterschied zwischen Jungen und Mädchen oder der Art des Schulbesuches könne nicht festgestellt werden. Das Projekt HaLT wolle dem entgegenwirken.

 

Das Projekt HaLT gliedere sich in eine reaktive und eine koaktive. Die reaktive Seite beinhalte möglichst frühe Beratungsgespräche, bestenfalls noch im Krankenhaus. Die koaktive Seite befasse sich mit der Einhaltung der Jugendschutzgesetze, der Öffentlichkeitsarbeit, Präventionsangeboten etc..

 

Insgesamt seien drei Beratungsstellen an dem Projekt beteiligt, wovon jede Beratungsstelle an einem Wochenende den Beratungsdienst im Kinderkrankenhaus an der Bult übernehme. Herr Heckert stellt die aktuelle Situation an der Bult vor. Der fortlaufende Anstieg der Alkoholpatienten lasse sich durch das primäre Ansteuern dieser Klinik und durch die erhöhte Sensibilität im Hinblick auf alkoholisierte Jugendliche in der Öffentlichkeit erklären. Durch den Rettungsdienst oder die Polizei werden nun auch vermehrt Jugendliche zur Bult gebracht, die keiner stationären Hilfe bedürfen. Diese Jugendlichen werden nach der Diagnose zunehmend ambulant versorgt und der Polizei, den Eltern oder der Jugendhilfe überantwortet. Die Beratungszahlen seien in den Sommermonaten gesunken, was sich durch die geringeren stationären Aufnahmezahlen erklären lasse. Das Beratungsgespräch sei wie folgt gegliedert:

 

-          Konsiliarvereinbarung/Schweigepflichtsentbindung,

-          Kontaktaufnahme,

-          Ermittlung Hintergrund der Alkoholvergiftung,

-          Wissen über Alkohol vermitteln,

-          Einschätzung des Erlebten,

-          Motivation, an der Situation etwas zu ändern.

 

Etwa 90% der Kinder und Jugendlichen nehmen das Angebot an. Das Durchschnittsalter läge bei 15,72 Jahren. Im Jahr 2009 habe es in ca. 15 bis 20 % der Fälle Mehrfacheinlieferungen gegeben. Dabei seien doppelt so viele Mädchen wie Jungen betroffen gewesen. Drei Kinder kamen aus Burgdorf, wovon zwei in Burgdorf den Alkohol konsumiert haben. Leider sei festzustellen, dass Mädchen durch riskanten Alkoholkonsum Opfer sexueller Übergriffe werden. Jungen fallen dagegen eher durch unvorsichtiges Verhalten auf.

 

Die Kostenübernahme sei durch eine Vereinbarung mit allen Jugendhilfeträgern geregelt. Seit Mitte des Jahres übernehmen zunehmend auch Krankenkassen die Kosten. Aus diesem Grund werden immer weniger Fälle über Jugendhilfemittel finanziert.

 

Zur Trinksituation teilt Herr Heckert mit, dass nahezu die Hälfte, nämlich 56 % aller Jugendlichen, den Alkohol auf öffentlichen Straßen und Plätzen konsumieren. Da überwiegend sehr hochprozentige alkoholische Getränke konsumiert werden, befürworte er die Durchführung weiterer Testkäufe. Ziel sei die bessere Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen. Ca. 40 % aller minderjährigen Käufer erhalten unzulässigerweise alkoholische Getränke. Eine konsequente Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen werde das Problem zwar nicht lösen, aber deutlich reduzieren. Oftmals führe auch Unwissenheit und Rechenschwäche bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum unberechtigten Verkauf von Alkohol.

 

Herr Witte weist darauf hin, dass Sanktionen, wie z.B. Entlassungen nicht zum gewünschten Erfolg führen. Seitens der Stadt Burgdorf werde geprüft, ob Verfahren gegen die betroffenen Filialleitungen wegen Verletzung der Aufsichtspflicht eingeleitet werden können.