Beschluss: vertagt

Frau Ehmcke-Schaaf stellt in Ergänzung der Vorlage eine Präsentation vor, die dem Protokoll als Anlage 1 beigefügt ist. Geplant sei, die Gruppenreduzierung im Rahmen der neuen Kita-Platzvergabe ab 01.08.2024 bereits miteinzubeziehen. In der „AG Qualität“ seien sich die Vertreter*innen der Kindertagesstätten (freie Träger und städtische Einrichtungen) und die Fachleute einig gewesen.

 

Herr Spiegl weist darauf hin, dass es derzeit mit 160 Fehlplätzen bereits einen Mangel gebe. Diese tauchten in der Statistik nicht auf. Er plädiere mehr dafür, dem Fachpersonal entgegenzukommen und spezielle Unterstützungen wie z.B. Motorikprojekte allen Einrichtungen zugutekommen zu lassen. Man könne beispielsweise das angedachte Sportkita-Konzept in alle Einrichtungen implementieren.

 

Frau Ehmcke-Schaaf macht deutlich, dass die Gruppenreduzierung nicht als einziges Instrument gesehen werden könne. Vielmehr sei das große Ganze zu betrachten. Die Rahmenbedingungen in den Gruppen müssten verbessert werden. So müssten z.B. die Fachkräfte in inklusiver Bildung ausgebildet werden, damit in den einzelnen Teams Experten vorhanden seien.

 

Herr Spiegl fragt an, ob man hier die Grundschulen als Kooperationspartner mehr mit einbinden könne.

 

Frau Ehmcke-Schaaf bekräftigt, dass man hier schon auf einem guten Weg sei.

 

Herr Nijenhof betont, dass diese Kooperation gesetzlich vorgeschrieben sei. Die Grundschulen bräuchten ihr pädagogisches Personal jedoch selber und könnten hier keine Kapazitäten freigeben. Er bedankte sich bei Frau Ehmcke-Schaaf für die Ausarbeitung und bittet im Zuge der Pressearbeit darum, den „Spagat“ darzustellen, da ein großer Aufschrei wegen der bereits fehlenden Plätze zu erwarten sei. Die Beweggründe müssten daher gut vermittelt werden. In 2025 gehe die neue Kita Ostlandring an den Start, die für etwas Entlastung sorge. Pädagogisch sei eine Gruppenreduzierung absolut sinnvoll. Problematisch sei hingegen, dass es 2 Rechtsnormen geben, die gegeneinander sprächen.

 

Frau Ehmcke-Schaaf wünscht sich, einen Mittelweg zu finden, der für alle Seiten erträglich sei. Die interkommunale Zusammenarbeit mit anderen Kommunen wie z.B. Isernhagen bringe ein wenig Entlastung.

 

Frau Baumgarten fragt nach, auf welche Kommunen verwiesen werde und ob am Ende jedes Kindergartenkind einen Platz bekomme.

 

Frau Ehmcke-Schaaf verweist darauf, dass es sich hier um Einzelfälle handele, die hauptsächlich mit dem Berufsweg der Elternteile zusammenhängen. Es bekomme derzeit definitiv nicht jedes Kind einen Platz. Dies sei eine schwierige Situation für die betroffenen Eltern. Die Versorgungsquote liege bei 89 %, so dass weiterhin ca. 160 Plätze fehlten.

 

Frau Birgin möchte wissen, ob es noch weitere Möglichkeiten neben der Gruppenreduzierung gebe und bittet um eine kontroverse Diskussion. Man müsse die Elternperspektive betrachten, da diese Entscheidung schwerwiegende Folgen mit sich bringe. Ihre Fraktion sehe hier noch Beratungsbedarf.

 

Frau Ehmcke-Schaaf macht deutlich, dass es sich hierbei um einen von vielen Bausteinen handele und die Gesamtsituation zu betrachten sei.

 

Frau Mikoleit beleuchtet die Situation aus der Perspektive der Kinder. Sie bittet den Ausschuss, sich die Situation einer Kindergartengruppe mit 25 Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren vorzustellen, die von 2 Fachkräften begleitet werde. Es sei davon auszugehen, dass inzwischen in jeder Gruppe etwa 33 % Kinder mit besonderem Bedarf vorhanden seien. Somit wären 5-10 Kinder einer Gruppe hoch sozial belastet. Dies rühre u.a. auch aus Corona-Zeiten her. Sie bittet den Ausschuss, für die Gruppenreduzierung zu stimmen. Geplant sei, zunächst mit den größeren Einrichtungen an den „Brennpunkten“ zu beginnen. Die Angelegenheit liege ihr sehr am Herzen, da die Kinder für ihre Entwicklung einen Wohlfühlort bräuchten. Wenn die Fachkräfte mit den Kindern beschäftigt seien, die aus hochbelasteten Familien kämen, sei für den Rest der Kinder einfach keine Zeit mehr vorhanden. Dies sei die Realität und diese Kinder blieben „auf der Strecke“.

 

Frau Meinig bedankt sich für das Plädoyer aus Kinderperspektive. Auch für die Mitarbeiter*innen sei die Situation sehr schwer. Sie liebten ihre Arbeit und hätten Ziele von pädagogisch sinnvoller Arbeit. Durch die großen Gruppen entstünde Unzufriedenheit. Es müsse daher auch an den Rahmenbedingungen gearbeitet werden, um Abwanderungsplänen zuvorzukommen. Für die Mitarbeitenden sei eine sukzessive Gruppenreduzierung in den Einrichtungen ein positives Signal. Sie könne auch die Argumentation von Herrn Spiegl gut nachvollziehen und sehe das vorhandene Dilemma. Dennoch plädiere sie für eine Gruppenreduzierung.

 

Frau Görne bekräftigt, dass es um die Kinder gehe. Sie verstehe sich und ihre Kolleg*innen als Wegbegleiter*innen der Kinder zu eigenständigen Persönlichkeiten. Kinder mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten hätten einen höheren Bedarf an Zuwendung. Sie sehe dies täglich in der vorhandenen Kleingruppe mit 10 Kindern. Die Gruppe beinhalte einige hochbelastete Kinder. Die beiden Fachkräfte seien sehr dankbar dafür, dass sie aufgrund der Gruppengröße mehr Zeit hätten, sich in die Kinder hineinzuversetzen und ihnen individuelle Hilfe anzubieten. Die Realität zeige in allen Einrichtungen, dass durch die permanente extreme Arbeitsbelastung ein hoher Krankenstand zu verzeichnen sei. Die Leitungen seien dadurch gezwungen, Drittkräfte aus anderen Gruppen abzuziehen. An einer pädagogisch guten Arbeit sei man hierdurch oft stark gehindert.

 

Frau Lilienthal bestätigt, dass der Kindergartenalltag für die Kinder harte Arbeit sei. Abends seien die Kleinen dermaßen erschöpft von dem Input, dass eine Entlastung von großem Vorteil sei.

 

Frau Wieker betont die Qualität der Betreuung. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf Flüchtlingsfamilien, die ohne Sprachkenntnisse ins Land kämen und keinen Platz in der Kita erhielten. Derzeit seien 57 Familien mit insgesamt 117 Kindern nach Burgdorf gekommen, die diese Situation erlebten. Diese Kinder hätten in der Schule extreme Schwierigkeiten und erhielten keine Förderung. Bevor eine Qualitätsverbesserung erfolge, sollte für diese Kinder eine Alternative gefunden werden, um die Situation zu entschärfen. Die Kinder seien chancenlos und die Diskrepanz zu anderen Kindern sei zu hoch. Der Mangel an Spracherwerb führe dazu, dass die Kinder im Schul-Kindergarten landeten.

 

Herr Spiegl schlägt vor, für Kinder ohne Aussicht auf einen Platz über das Mehrgenerationenhaus eine zusätzliche Förderung an wenigstens 1-2 Tagen pro Woche zu erhalten. Er könne sich auch vorstellen, dass die Kindertagespflege für Kinder im Alter von 3-4 Jahren erweitert werde und hierüber eine pädagogische Arbeit stattfinde.

 

Herr Nijenhof führt aus, dass seine Fraktion auch über die Kinderperspektive gesprochen habe. Die Gruppenreduzierung sei das richtige Instrument, jedoch sei zu prüfen, ob der Zeitpunkt klug gewählt sei. In 2025 sei die Einführung der Reduzierung mit der neuen Kita ggfs. besser vermittelbar. Die Stadt müsse weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber bleiben. Man könne noch über die Erweiterung der Vorbereitungszeiten nachdenken. Ob die Reduzierung in 2024 bereits erfolgen solle, sei fraglich.

 

Frau Birgin fragt nach, ob es ausreichend sei, den TOP in der Sitzung des Ausschusses für Jugendhilfe und Familie am 06.05.2024 zu behandeln.

 

Frau Ehmcke-Schaaf verneint dies, da die Reduzierung in die Platzvergabe eingetaktet werden müsse.

 

Frau Mikoleit macht deutlich, dass sie das Dilemma von Frau Wieker nachvollziehen könne. Die geplante Gruppenreduzierung ändere an dem Problem hingegen nichts, da das Punktesystem zur Platzvergabe die Kinder nicht früher berücksichtige. Sie würden daher nicht profitieren, wenn die Gruppenreduzierung verschoben würde.

 

Frau Gersemann schlägt vor, die zunächst nichtöffentlich geplante Sondersitzung am 11.04.2024 in eine gemischte Sitzung umzuwandeln und den TOP bis dahin zu vertagen.

 

Herr Kugel ergänzt, dass in diesem Fall entgegen der üblichen Vorgehensweise mit dem nichtöffentlichen Teil begonnen werden sollte.

 

Frau Baumgarten möchte wissen, ob es in der Zwischenzeit noch weitere Fakten zur Beurteilung des TOP geben werde.

 

Frau Ehmcke-Schaaf verneint dies. Die Fakten lägen auf dem Tisch. Lediglich die Neubauprojekte würden die Situation künftig noch entschärfen.

 

Herr Nijenhof teilt mit, dass der Rat passenderweise am 18.04.2024 tage.

 

Der Ausschuss spricht sich für das vorgeschlagene Verfahren aus. Der Tagesordnungspunkt wird bis zur nächsten Sitzung vertagt.