Der Rat fasste in namentlicher Abstimmung bei 19 Ja-Stimmen und 16 Nein-Stimmen folgenden

 

Beschluss:

 

Der Errichtung einer Sekundarstufe II an der Integrierten Gesamtschule Burgdorf (IGS) wird zugestimmt. Die Verwaltung wird beauftragt, bei der Niedersächsischen Landesschulbehörde einen Antrag auf Einführung einer gymnasialen Oberstufe zum Schuljahr 2021/2022 zu stellen.

 

Das Ergebnis der Abstimmung ist als Anlage 2 beigefügt.

 

Nach erfolgter Abstimmung wurde die Ratssitzung von 17:55 bis 18.00 Uhr unterbrochen.

 


Frau Gersemann betonte die Wichtigkeit eines kontinuierlichen und ununterbrochenen Bildungsweges für die Entwicklung der Kinder. Dabei solle die Vielfalt an Begabungen berücksichtigt werden. Die SPD-Fraktion unterstütze deshalb die Einrichtung der Sekundarstufe II.

 

Herr Fleischmann wies auf die Kosten einer eventuellen Oberstufeneinführung hin. Zudem zog er den Vergleich zur Landeshauptstadt Hannover, in der das Vorhandensein einer IGS mit Oberstufe auf ein Vielfaches der Einwohner entfalle.

 

Herr Pollehn widersprach der Auffassung von Frau Gersemann und wies darauf hin, dass Burgdorf bereits über ein Gymnasium mit Oberstufe verfüge und das Abitur an mehreren Stellen möglich sei. Schließlich biete auch die BBS Burgdorf die Möglichkeit, ein Abitur zu machen. Er kritisierte zudem, dass bereits zu viele Schüler das Abitur machen wollen. Stattdessen sollte mehr in Ausbildungsberufe in der Industrie und im Handwerk investiert werden. Zudem könne man wegen des ohnehin bestehenden Sanierungsstaus keine neue Schulform „draufsetzen“.

 

Frau Wichmann wies darauf hin, dass eine derartige Maßnahme denkbar wäre, wenn auch das Geld dafür vorhanden sei. Außerdem solle die Schulzeit zwar Schutz bieten, gleichzeitig aber auch auf die Zukunft vorbereiten. Es werde eine falsche Vorstellung suggeriert, wenn ein Wechsel der Schüler auf eine andere Sekundarstufe II als problematisch angesehen werde. Die Schülerinnen und Schüler würden nicht auf spätere notwendige Wechsel des Arbeitsplatzes vorbereitet.

 

Herr H. Braun erinnerte daran, dass der Vorschlag im Fachausschuss mit 5 Ja-Stimmen und 5 Nein-Stimmen zwar abgelehnt, im Verwaltungsausschuss allerdings befürwortet wurde. Er betonte, dass eine vielfältige Schullandschaft die Stadt für neue Einwohnerinnen und Einwohner attraktiv mache. Als Manko nannte er die finanzielle Situation der Stadt. Jedoch sei die Einrichtung einer IGS-Oberstufe ein Wegweiser für ein zukunftsorientiertes Bildungsangebot. Die Grünen-Fraktion stimme dem Beschluss deswegen zu.

 

Herr Schulz führte aus, dass die Zukunft der Kinder letztendlich in deren Händen liege. Schulwechsel seien etwas Gewohntes und brächten neue Erfahrungen. Demnach sei es nicht notwendig, dass Kinder während ihrer gesamten Schulzeit dieselbe Schule besuchen müssten.

 

Herr Hinz erinnerte an die Problematik, dass viele Schülerinnen und Schüler bereits nach einem halben Jahr das Gymnasium verlassen würden. So müssten 30 % aller Schüler zur IGS wechseln, da sie den Leistungsanforderungen nicht gewachsen seien. Durch die Einrichtung einer Sekundarstufe II für IGS-Schüler könnten daher diese Unruhen und die damit verbundene Frustration vermieden werden.

 

Herr Nijenhof war der Auffassung, dass nicht jede/r Schüler/in ein Abitur haben müsse. Er verwies auf die Tatsache, dass seine Fraktion aus ehemaligen Realschülern bestehe. Er selbst habe mit der Umstellung auf die neuen Leistungsanforderungen auf dem Gymnasium zu kämpfen gehabt. Eine IGS-Oberstufe werde daher gebraucht, um Schülern, für die das Gymnasium nicht geeignet sei, eine Alternative zu bieten.

 

Herr Fleischmann vertrat die Ansicht, dass eine Oberstufe zwar wünschenswert, aber aufgrund der finanziellen Situation entbehrlich sei. Da er von einem knappen Abstimmungsergebnis ausgehe, beantrage er eine geheime Abstimmung.

 

Herr Nijenhof stellte daraufhin einen Antrag auf namentliche Abstimmung.

 

Herr Knauer kritisierte den angestrebten Sozialdarwinismus durch eine Ablehnung der Oberstufe. Damit Schülerinnen und Schüler Erfahrungen für ihr Leben sammeln könnten, sei es nicht notwendig, dass sie sich „durchkämpfen“ müssten.

 

Herr Zschoch fügte an, dass eine zusätzliche Oberstufe bereits bestehende Schulen in ihrer pädagogischen Qualität schwächen würde. Zudem erinnerte er an die für die Einrichtung der Sekundarstufe II entstehenden Kosten sowie die laufend anfallenden Betriebskosten.

 

Herr Dreeskornfeld erklärte, dass er für eine vielfältigere Schullandschaft stehe. In diesem Zusammenhang beklagte er, dass es an einer engen Zusammenarbeit der Oberstufen mangele. Er würde deshalb den Beschluss ablehnen.

 

Herr Baxmann führte aus, dass auch an der IGS ein hoher Leistungsanspruch an die Schülerinnen und Schüler bestehe, zumal es keine Unterschiede hinsichtlich der Anforderungen an das Abitur gebe. Für eine Kooperation auf Augenhöhe mit anderen Schulen vor Ort brauche die IGS Burgdorf eine Oberstufe.

 

Herr Köneke fügte an, dass der Umstieg von der Realschule auf das Gymnasium nicht so schwer sei. Er beklagte die hohe Verschuldung der Stadt Burgdorf und stellte eine negative Prognose für die kommenden Jahre. Er bezeichnete die Einrichtung einer IGS als eine belastende Entscheidung für die nächsten Generationen.

 

Frau Vierke erklärte, dass gemäß § 13 II der Geschäftsordnung die namentliche Abstimmung Vorrang gegenüber der geheimen Abstimmung habe. Demnach werde zuerst über diese abgestimmt.

 

Der Rat fasste bei 32 Ja-Stimmen und einer Enthaltung den Beschluss, namentlich über die Einrichtung einer Sekundarstufe II an der IGS abzustimmen. (Frau Wichmann und Herr J. Braun waren bei der Abstimmung nicht anwesend.)

 

Die Ratssitzung wurde von 17:46 Uhr bis 17:48 Uhr unterbrochen.