Beschluss: zur Kenntnis genommen

Herr Stopper stellte, unterstützt von Frau Kuchenbecker-Rose und Frau Seehausen, die Powerpoint-Präsentation zum Thema "Vorgaben und Sachstandsbericht zur Inklusion" (Anlage 1) vor.

 

Herr Eggers erfragte, ob für Lehrerinnen und Lehrer an Regelschulen, die im Rahmen der Inklusion mit inklusiven Kindern arbeiten sollen, ohne dafür ausgebildet worden zu sein, ausreichende und geeignete sonderpädagogische Fortbildungen zur Verfügung stünden. Frau Kuchenbecker-Rose erklärte, dass es zwar Fortbildungen gebe, dass dafür jedoch nur wenig Zeit vorgesehen sei, da sonderpädagogische Lehrkräfte sehr vielfältige Aufgaben wahrzunehmen hätten. Dies sei einer der Gründe, warum sich die meisten Lehrkräfte an Regelschulen bei der Umsetzung der Inklusion noch immer überfordert fühlen würden. Herr Eggers erkundigte sich, ob die sonderpädagogisch geschulten Lehrkräfte in den Klassen unterrichten oder schwerpunktmäßig eher die anderen Lehrkräfte schulen würden. Frau Kuchenbecker-Rose erklärte, dass sie auch unterrichten würden. Ein Großteil der Zeit werde jedoch auch für die Schulung anderer Lehrkräfte sowie das Aufstellen von individuellen Förderplänen aufgewendet. Ein nicht zu unterschätzendes Problem liege darin, dass Lehrerinnen und Lehrer an Regelschulen eine andere Unterrichtsgestaltung gelernt hätten, und zwar von vorne, von der Tafel aus, was bei inklusiven Kindern nicht immer möglich sei. Zudem werde bei der inklusiven Beschulung viel unterschiedliches Material benötigt, was in einigen Schulen zu Platznot führe. Insgesamt müsse man feststellen, dass man mit inklusivem Unterricht nicht allen Kindern in einer Klasse gerecht werden könne. Frau Seehausen ergänzte, dass es vor allem ab dem 5. Jahrgang schwer werde.

 

Frau Meinig wies auf die in der Präsentation ins Auge fallende Diskrepanz zwischen benötigten (76) und geleisteten (22) Förderschullehrerstunden an der IGS Burgdorf hin. Frau van Waveren-Matschke bestätigte, dass die Grenze der Zumutbarkeit an der IGS erreicht sei. Frau Kuchenbecker-Rose erklärte die Diskrepanz u.a. damit, dass die Zuweisung der Förderschullehrerstunden in den Grundschulen pro Klasse, in den weiterführenden Schulen pro Schülerin/Schüler erfolgen würde. Es sei momentan extrem schwierig, geeignetes Personal zu finden, da es zu wenig ausgebildete Förderschullehrer gebe. Herr Baxmann führte dies u.a. darauf zurück, dass es bei der Lehrer-Ausbildung einen Wechselzyklus gebe, der dazu führe, dass erst bei bestehendem Bedarf ausgebildet werde. Die Ausbildung ausreichender Lehrkräfte bezeichnete er als gesellschaftliche Herausforderung. Frau Kuchenbecker-Rose erklärte, dass es in Hildesheim zuletzt 800 Bewerber auf 140 Studienplätze für Sonderpädagogen gegeben habe. Eine Besserung sei also in Sicht.

 

Frau Wichmann erklärte, dass doch vor allem die konstante Betreuung eines Kindes zu Fortschritten führen würde. Insofern würde es sie interessieren, ob bei inklusiv beschulten Kindern mit Förderbedarf nicht nur Stagnation, sondern eventuell sogar Rückschritte festgestellt worden seien. Frau Kuchenbecker-Rose erklärte, dass sich inklusiv beschulte Kinder mit Förderbedarf sicherlich nicht in dem Maße entwickeln würden, wie sie es in einer kleinen intensiven Klasse in einer Förderschule könnten. Bei der gemeinsamen Beschulung behinderter und nicht behinderter Kinder gäbe es jedoch auch viele positive Aspekte, die man nicht vergessen dürfe. Insgesamt sei die Inklusion ein umsetzbares Modell, bei dem lediglich die Rahmenbedingungen (z. B. Klassengröße, Ausstattung mit Lehrerstunden) geändert werden müssten. Die Inklusion, die aktuell umgesetzt werde, sei ein Sparmodell, bei dem nicht alle Kinder profitieren würden. Vor allem Kindern mit mehrfacher Behinderung könne die Beschulung in einer Regelschule nicht gerecht werden. Daran ändere auch eine vereinzelte Unterstützung durch mobile Dienste nichts. Frau Gersemann stimmte dem zu.

 

Frau Wichmann erkundigte sich, wie Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf auf Beruf oder Studium vorbereitet würden. Frau Seehausen erklärte, dass man sich dabei am Berufsvorbereitungs-Programm der Hauptschule orientiere. Die meisten Förderschüler wechselten nach Schulabgang an eine Vollzeit-Berufsschule, manche erhielten jedoch auch direkt einen Ausbildungsplatz. Herr Stopper ergänzte, dass viele Förderschüler auch ein Praktikum absolvieren würden. Zudem hätte jeder Förderschüler Anspruch auf eine besondere Berufsberatung.

 

Frau Kuchenbecker-Rose erklärte, dass man bei der Planung zukünftiger Schulräume darauf achten müsse, inklusive Bedürfnisse von vornherein zu berücksichtigen. Neben der gesamten Gebäudestruktur (Barrierefreiheit) sei in erster Linie wichtig, auf eine ausreichende Anzahl an Räumen (Differenzierung), Helligkeit und Akustik zu achten. Herr Barm bestätigte, dass die Qualität der Inklusion von den Räumlichkeiten abhänge. Die Inklusion werde bei jeder baulichen Maßnahme im Schulbereich berücksichtigt. So sei der Neubau am Berliner Ring bereits inklusiv geplant und umgesetzt worden. An der Astrid-Lindgren-Grundschule (Schwerpunkt Hören) seien 4 Räume nach akustischen Maßgaben umgestaltet worden. Aber auch der sächlichen Ausstattung der Räume käme große Bedeutung zu. Haushaltsmittel stünden hierfür zur Verfügung.

 

Frau Wichmann äußerte die Vermutung, dass diejenigen, die damals über die Einführung der Inklusion zu entscheiden gehabt hätten, persönlich nicht betroffen gewesen seien. Es sei von großer Wichtigkeit, Menschen mit Handicap bei allen zukünftigen Überlegungen und Entscheidungen mit einzubinden. Herr Kasiyanov stimmte dem zu. Herr Baxmann erinnerte daran, dass die Inklusion in erster Linie von Sonderpädagogen angeregt worden sei, nicht von der Politik. Die Fraktionen aller Parteien, vor allem in der Kommunalpolitik, hätten damals Bedenken gehabt und diese auch geäußert. Frau Kuchenbecker-Rose ergänzte, dass die Inklusion auch auf Drängen der Elternschaft eingeführt worden sei, die für ihre Kinder eine "normale" Beschulung wollte. Herr Eggers sagte, dass sich die Eltern vor allem deshalb für die inklusive Beschulung starkgemacht hätten, um ihren Kindern einen "normalen" (und nicht mit dem Stempel "Förderschule" versehenen) Schulabschluss zu ermöglichen. Wichtig sei, dass die Eltern auch weiterhin wählen könnten, ob ihr Kind an einer Förderschule oder inklusiv an einer Regelschule beschult werde.

 

Herr Pollehn bezeichnete es als unwahrscheinlich, dass es an allen Schulen gelingen werde, bis zum Jahr 2024 alle Förderschwerpunkte materiell und personell inklusiv umzusetzen. Es läge in der Verantwortung der Kommune, rechtzeitig aufzuzeigen, was leistbar und was nicht zu leisten sei.

 

Frau Gersemann erinnerte daran, dass der Rat im Jahre 2012 4 strategische Ziele formuliert habe, die nochmals transparent gemacht werden sollten.

 

Herr Fleischmann verortete das Problem fehlender Finanzen bei den Kommunen sowie den Mangel an qualifizierten Lehrkräften bei der fehlgeschlagenen Steuerpolitik auf Landes- und Bundesebene, die von CDU und SPD zu verantworten sei. Herr Kasiyanov wies darauf hin, dass man die Realitäten zu akzeptieren habe und in einem Fachausschuss der Stadt Burgdorf nicht über Landes- bzw. Bundespolitik diskutieren müsse.